Seelen-Reise Nr. 6 (18)

Meine Mutter starb bei meiner Geburt
(oder an den Folgen der Geburt)

 

 

Teil 1

Manche Menschen haben

- bereits ganz von anfang an -

ein besonders schweres Schicksal zu beklagen.

Und es ist oft mehr

- so erscheint es jedenfalls -

als sie tragen können.

Sie haben nämlich, buchstäblich gesprochen,

"ihre Mutter auf dem Gewissen".

Ja, so wird es tatsächlich erlebt:

Weil sie gekommen sind,

weil sie zu groß waren, oder zu schwer,

weil sie falsch in der Gebärmutter lagen

oder aus hundert anderen Gründen mehr,

mußte die Mutter gehen!

Weil sie leben wollten,

mußte die Mutter sterben.

So jedenfalls tönt es mit einer Stimme

aus dem Inneren ihrer Seele:

"Es war deine Schuld!"

"Weil du kamst, mußte sie gehen!"

Und so liegt jetzt tatsächlich

eine bei der Geburt gestorbene Mutter

oft ein Leben lang

als Schuldvorwurf auf dem Gewissen.

Und das Wort: "Du hast sie auf dem Gewissen!"

stimmt tatsächlich,

wenn es auch nicht in dem Sinne stimmt

in dem die Umgangssprache diesen Satz verwendet.

Die normale Sprache verwendet diesen Satz als Anklage.

Und wenn die Seele ihn ebenfalls als Anklage verwendet,

dann kann der, auf dessen Seele die Mutter liegt,

kein freundliches Leben mehr führen.

Dann wird dieser Satz zu einem Peitschenhieb

und mein Leben - im günstigsten Fall -

zu einem geduckten Leben.

Zu einem gekrümmten Leben.

Zu einem Leben gebeugt von Schuld.

Solltest du, der du jetzt meine Worte hörst,

in ein derartiges Schicksal hineingestellt worden sein,

so mußt du wissen,

daß niemand auf der ganzen Welt

- auch nicht diese Seelen-Reise -

deine Mutter von deinem Gewissen

wird herunternehmen können.

Das aber ist auch nicht erforderlich.

Sie darf dort bleiben.

Aber sie muß dich dort nicht mehr drücken!

Sie muß dich nicht mehr

(bewußt oder unbewußt) niederdrücken.

Du kannst ihr nämlich einen guten Platz

auf deinem Gewissen geben.

Einen Platz, der ihr und dir angenehm ist.

Einen Platz, den sie sich verdient hat!

Einen Platz, andem sie sich wohlfühlen kann.

Denn das solltest du gleich am Anfang

dieser Seelen-Reise erfahren:

Sie fühlt sich als diejenige,

die dich niederdrückt ganz und gar nicht wohl!

"Die Toten", so sagt ein großer weisen Mann,

"sind dir immer freundlich gesonnen!"

Aber jetzt könntest du mich

bei einem Widerspruch ertappt haben:

Wenn Tote so freundlich sind, könntest du einwenden,

warum bin ich dann in meinem Leben so bedrückt?

Die Antwort ist sehr einfach:

Es ist nicht deine tote Mutter,

die dich so niedergeschlagen macht.

Es bist du selbst, der glaubt:

Nur wenn ich bedrückt bin,

werde ich ihrem Opfer gerecht!

Damit aber hinterläßt du jetzt zwei Niedergeschlagene:

Dich, der du den Tod deiner Mutter

verursacht zu haben glaubst

- und deine Mutter, die jetzt dich

und deine ganze Niedergeschlagenheit und Traurigkeit

auf ihrem Gewissen hat.

Und tragen muß!

Versuche es einmal - nur für einen Moment -

durch ihre Augen zu sehen:

Sie hat alles gegeben, was sie hatte: Ihr Leben.

Damit du dasein kannst.

Nein, wahrscheinlich hat sie es nicht freiwillig getan:

Es hat sich so ergeben.

Das Schicksal wollte es so.

Aber: Sie hat das Opfer gebracht!

Und was bekommt sie dafür als Antwort?

Als Antwort von dir?

Du sagst in deiner ganzen Bedrücktheit:

"Mutter, es soll sich nicht gelohnt haben!"

Nun, das bedrückt jetzt sie!

Vielleicht wendest du jetzt ein:

Ja, aber wenn meine Mutter doch schon so lange tot ist,

wie kann sie dann bedrückt sein?

Du hast recht: Die Toten sind tot.

Im Außen sind sie tot.

Aber in dir, in deinem Inneren,

in deiner Seele leben sie weiter.

Alle - alle, die für dein Leben wichtig waren,

sterben nur im Außen.

Im Inneren stirbt - so lange du lebst - nie jemand!

Weder dein totes Kind, noch dein abgetriebenes Kind,

weder dein toter Vater, noch deine tote Mutter

sterben je in dir.

Sie sind ein Teil von dir.

Sie sind ein Teil deiner Seele.

Aus ihnen heraus lebst du dein Leben.

Und wenn deine Mutter,

deine im Außen tote Mutter,

als ein Teil deiner Seele,

bedrückt ist darüber,

daß du das,

was sie dir geschenkt hat,

nämlich dein Leben,

aus einem Schuldgefühl heraus

nicht nehmen kannst,

dann bist auch du bedrückt.

Und je mehr du bedrückt bist,

desto unglücklicher fühlt sie sich.

Es ist ein circulus vitiosus:

Der Schwarz beißt die Katze!

Wo liegt denn die Lösung, könntest du fragen.

Nun, die Lösung liegt darin,

daß du zu deiner Mutter hinabsteigen mußt.

Zu deiner inneren Mutter,

die schon so viele Jahre darauf wartet,

daß du das Geschenk,

das sie dir gemacht hat,

endlich auch auspacken und annehmen kannst.

 

Teil 2

Um zu deiner Mutter zu gelangen,

gehst du als erstes wieder

in das große alte Treppenhaus

im Inneren deiner Seele.

Du wendest dich also wieder deinem Atem zu.

Jenem großen weisen Führer, der den Weg

durch die inneren Räume deiner Seele kennt

und dich leiten wird.

Und du läßt dich von dem Ein und Aus

deines Atems in wenigen Augenblicken

an das obere Ende dieses

alten steinernen Treppenhauses führen.

 

Hier oben ist es noch einigermaßen hell.

Aber wenn du nach unten schaust,

so siehst du, daß sich die Treppen

tief nach unten in die

Dunkelheit hinein verlieren.

 

Du weißt, du mußt heute sehr tief hinabsteigen.

Aber du weißt auch, du kannst deinem Atem vertrauen.

Er würde dich nie in eine Gegend hineinführen,

für die du heute noch nicht bereit bist.

 

Und mit dem Ein und Aus deines Atems

betrittst du jetzt diese alte Treppe.

Sanft führt dich dein Atem

Stufe um Stufe nach unten.

Jeder Einatemstrom ist eine Stufe und

jeder Ausatemstrom ist die nächste Stufe.

Ja, dein sanfter Atem

trägt dich ohne dein Dazutun

tiefer und immer tiefer.

Ein und Aus.

(10 Sekunden)

Und je weiter du

mit der Kraft deines Atems

nach unten gelangst,

desto dunkler wird es rings um dich herum.

Ein und Aus.

Und tiefer und tiefer,

und Stufe um Stufe

und dunkler und dunkler.

(10 Sekunden)

Und dann tauchen schon

die ersten Treppenabsätze vor dir auf.

Und Gänge führen rechts und links

von dir waagerecht in das Innere.

Als erstes die Etage deiner Freunde.

Aber du gehst weiter,

bleibst auf der Treppe.

Und nach vielen weiteren Stufen

die Etage deiner Kinder (wenn du welche hast).

Aber du gehst weiter.

Ein und Aus.

Du bleibst auf der Treppe.

Immer tiefer steigst du hinab.

Und nach vielen weiteren Stufen

erreichst du die Etage der Partnerschaften.

Alle Partner deines Lebens wohnen hier.

In dir. In deinem Inneren.

Als hättest du sie nie verlassen.

Als hätten sie dich nie verlassen.

Nur im Außen sind sie gegangen.

Nur im Außen bist du gegangen.

Im Inneren leben sie weiter.

Und noch tiefer gehst du hinab.

Vorbei an der Etage deiner Geschwister

und mittlerweile ist es vollständig dunkel geworden

im Treppenhaus deiner Seele.

Du bist schon tief hinabgestiegen

in dein Inneres.

Du bist schon tief hinabgestiegen

in das Innere der Zeit.

Aber dein Atem findet auch in der Dunkelheit

jede Treppenstufe mit großer Sicherheit.

 

Und dann, du weißt schon gar nicht mehr,

wie lange du eigentlich unterwegs warst,

dann tauchen rechts und links

die Flure deiner Eltern auf.

Jener Treppenabsatz, der zu den Menschen führt,

die dich gezeugt haben.

Vater und Mutter.

Und der eine Gang führt zum Vater

und der andere Gang führt zur Mutter.

(10 Sekunden)

Und auch wenn du dich

ein wenig beklommen fühlst,

du weißt, wohin du dich wenden mußt

und mit dem Ein und Aus deines Atems

betrittst du jetzt den Korridor deiner Mutter.

Du betrittst den Gang, der zu ihr führt.

Ein Lichtschein zeigt dir den Weg sehr deutlich.

(10 Sekunden)

 

Teil 3

Im Anfang ist der Gang noch relativ schmal,

doch dann weitet er sich,

wird irgendwie festlich oder feierlich.

Und an seinem Ende

befindet sich eine große hohe Tür.

Kerzen stecken rechts und links der Tür

in Haltern an der Wand.

Die Tür selbst steht einen Spalt offen,

und sanftes Licht fällt durch die Öffnung.

(10 Sekunden)

Und du durchquerst den Flur,

spürst eine eigenartige Erhabenheit

je mehr du dich der großen hohen Tür näherst.

Und dann schiebt du sie ein wenig mehr auf.

Vor dir liegt ein sehr großer runder Raum.

Mit einer Art Kuppel.

Es ist ein feierlicher Raum,

wie eine Art Mausoleum.

Und du schaust dich um in dem Raum.

Direkt in der Mitte des Raumes

steht eine Art Bett.

Es könnte ein Krankenbett sein,

vielleicht aus einem Krankenhaus.

Vielleicht ist es aber auch das Bett aus dem Zimmer,

in dem - vor vielen Jahren - deine Mutter gestorben ist.

Und in dem Bett liegt eine Gestalt.

Regungslos und mit geschlossenen Augen.

Und du weißt, wer dort liegt.

Wer dort schon seit vielen, vielen Jahren liegt.

(10 Sekunden)

Und langsam näherst du dich diesem Bett.

Da liegt sie, deine tote Mutter.

Ganz friedlich, als schliefe sie nur.

Und du schaust ihr Antlitz an

und es kann sein, daß Traurigkeit dich überkommt.

(10 Sekunden)

Die ganze Traurigkeit über ihren Verlust.

Und daß sie nie da war!

Und du merkst auch,

daß du gar nicht mehr der erwachsene Sohn

oder die erwachsene Tochter von heute bist.

Nein, du bist selbst noch ganz klein.

Du bist ein kleines Kind.

(10 Sekunden)

So klein, daß du spürst,

du wirst ohne sie nicht leben können.

(10 Sekunden)

Und so tust du jetzt das,

was dir ganz natürlich erscheint.

Du kletterst auf das Bett

schmiegst dich an die leblose Gestalt

deiner Mutter an und du sagst zu der Gestalt:

 

"Mama!"

 

Du sagst es wirklich laut:

 

"Mama,

ich will jetzt auch nicht mehr leben!"

 

"Wo du bist,

da will ich auch hingehen!"

 

"Bitte,

nimm mich mit!"

 

(15 Sekunden)

Und du schließt deine Augen so fest,

als könnte allein das Schließen der Augen

dich zu ihr bringen.

Und du schmiegst dich so fest an sie,

als könntest du allein davon

zu ihr gelangen.

Nach dorthin - wo sie jetzt ist.

Und du nimmst dir fest vor:

Nie wieder wirst du deine Augen öffnen.

Nie wieder!

(10 Sekunden)

Und es kann sein, daß du merkst:

Ein Teil von dir hat schon

die ganzen Jahre hier gelegen.

Mit geschlossenen Augen

und mit dem innigen Wunsch,

endlich dort zu sein,

wo auch sie ist.

(10 Sekunden)

Und dann hörst du eine Stimme.

Eine Stimme von einer Gestalt,

die neben dem Bett sich befindet.

Und die Stimme sagt sanft und liebevoll:

 

"Da bist du ja endlich!"

 

Und du weißt, es ist die Stimme deiner Mutter.

Und sie nennt dich bei deinem Namen.

Und dann sagt sie:

 

"Ich habe schon so lange auf dich gewartet.

Darauf gewartet,

daß du mich einmal besuchen kommst."

 

Und eine Hand legt sich auf deinen Kopf,

auf deinen Kopf, der immer noch

ganz fest an die Gestalt, die auf dem Bett liegt,

angekuschelt ist.

(10 Sekunden)

Und du sagst, fragend:

 

"Mama?"

 

Und die Stimme antwortet:

"Ja, mein Kind!"

 

"Ich bin deine Mutter!"

 

"Ich habe schon lange darauf gewartet,

dir etwas zu sagen."

 

"Ich habe schon lange darauf gewartet,

daß du mir einmal zuhörst."

 

(10 Sekunden)

 

"Als ich dir damals das Leben gegeben habe

und dann merkte, daß ich nicht bleiben konnte,

daß ich gehen mußte,

da war ich erst sehr traurig.

Denn ich habe an meinem Leben

sehr gehangen.

Aber dann - kurz bevor ich ging -

hatte ich ein Bild.

Wie eine Vision.

Und dieses Bild sah so aus:

Ich sah die Welt, die ganze Welt

wie eine riesige überdimensionale Spielwiese,

fast so wie ein Spielbank mit blinkenden Spielen.

Und ich sah die großen und kleinen Spiele der Welt:

das Kindheitsspiel, das Berufsspiel,

das Verliebtheitsspiel, das Ehespiel,

das Mutterspiel, kurz, alle Spiele des Lebens,

die überhaupt denkbar sind.

Und ich sah, daß wir Menschen,

wenn wir geboren werden,

von Gott einen großen Beutel

voller Chips erhalten - Spielsteine.

Und mit ihnen als Einsatz

können wir die Spiele des Lebens

riskieren und spielen.

Jeder Mensch, so sah ich,

hat seinen eigenen Beutel mit Spielsteinen.

Und wir sind es Gott schuldig,

daß wir sie einsetzen - in dem Spiel.

Daß wir mit ihnen

die Spiele des Lebens riskieren und

die Spiele spielen.

Daß wir mal gewinnen und mal verlieren,

nach einem höheren Gesetz

- auf das wir leider keinen Einfluß haben.

(10 Sekunden)

Und noch etwas sah ich

in dieser Vision:

Ich sah die Spiele, die ich riskiert

und gespielt habe.

Und in denen ich mal gewonnen

und mal verloren habe.

Nach einem höheren Gesetz.

All diese Spiele zogen noch einmal

vor meinem inneren Auge vorbei.

Und sogar mein letztes Spiel sah ich,

denn ich wußte auf einmal,

daß deine Geburt dieses letzte Spiel war.

Ich sah nämlich in den Beutel

mit meinen Spielsteinen hinein.

Und der Beutel war jetzt leer!

Du mein Kind warst der Preis

für den letzten Einsatz meines Lebens.

Meinen letzten Stein gab ich für deine Geburt.

(10 Sekunden)

Und eigenartigerweise erschien es mir,

daß ich in diesem Spiel

gewonnen hatte.

Ich hatte einen wunderbaren Preis

in der Spielbank des Lebens gewonnen:

Du warst dieser Preis!

Ich sah dich da liegen - so klein -

und ein großes Glück kam über mich.

Über diesen wunderschönen Preis!

Der Einsatz meines letzten Spielsteines

hatte sich für mich gelohnt.

Er war schon vorher mein letzter Stein

und jetzt sah ich, ich hätte ihn

um keinen Preis für etwas anderes einsetzen wollen.

(10 Sekunden)

Und noch etwas sah ich in dieser Vision:

Da lagst du,

mein schönster Preis,

und neben dir

stand ein Beutel

prallvoll gefüllt

mit den Spielsteinen des Lebens.

 

Für dein Leben.

Daß du sie spielst,

daß du sie riskierst,

die Spiele des Lebens.

 

Daß du die Spielsteine verausgabst;

daß du dich traust,

zu verlieren und

daß du dich traust,

zu gewinnen."

 

"Mein liebes Kind," sagt deine Mutter weiter,

"du hast den Beutel mit deinen Spielsteinen

bisher sehr wenig genützt.

Du hast ihn nur selten geöffnet

und selten hast du gespielt.

Ich glaube fast,

du hast vergessen, daß du ihn hast!

Und so bin ich heute gekommen,

um dir den Beutel,

den du bei deiner Geburt erhalten hast,

an dein Herz zu legen."

 

Und du kannst jetzt spüren,

wie dir eine Hand etwas

an deine Brust legt.

Zwischen dich und die Gestalt,

an die du dich immer noch

angeschmiegt hast.

Als wäre es ein Beutel,

in dem es leise klappert,

als stießen viele Spielsteine aneinander.

 

Und jetzt schweigt deine Mutter.

 

Und du bist immer noch angeschmiegt

an eine Gestalt, die in einem Bett liegt

und die sich nicht regt.

 

Und der Beutel wiegt schwer auf deinem Herzen.

Und er trennt dich

von der Gestalt auf dem Bett.

Und du merkst genauso,

daß du dich eigentlich nicht

von der Toten trennen lassen willst.

Nein, du willst noch nicht ins Leben!

Doch dann sagst der Engel hinter dir

(ja, du weißt es schon länger,

daß dort ein Engel steht):

 

"Dreh' dich um, mein Kind!"

 

Und langsam, wie unter einem Zwang,

wendest du dich um.

Und dann siehst du den Engel,

der einmal deine Mutter war.

(15 Sekunden)

Und dann sagt der Engel:

 

"Nein, mein Kind,

ich kann und werde

dich jetzt noch nicht mitnehmen!

Ich darf das erst,

wenn dein Beutel leer ist!"

 

"Aber wer liegt in dem Totenbett?

Wem bin ich die ganze Zeit so treu gewesen?"

fragst du den Engel.

 

Und er antwortet dir:

 

"Eine Tote!"

 

"Eine Tote, die auf

deinem Gewissen liegt!"

 

Und du antwortest dem Engel:

 

"Aber das ist doch auch meine Mutter,

das bist doch auch du?"

 

"Nein!"

sagt der Engel,

"ich lebe!"

 

"In dir!"

 

"Und ich habe die ganzen Jahre gelebt!"

 

"Dreh' dich noch einmal um

und schau dir die Tote genau an!"

 

Und jetzt drehst du dich

noch einmal um.

Und du willst die Tote,

der du die ganzen Jahre

so treu gewesen bist,

noch einmal genau anschauen.

Da siehst du: Das Bett ist leer.

 

Es war immer schon leer.

 

Gefüllt hast du es selbst.

Mit deinem schlechten Gewissen.

Mit deinem Schuldgefühl.

Mit deinem Wunsch,

auch tot zu sein.

 

Als Ausgleich!

(10 Sekunden)

Und jetzt fühlst du den Beutel

mit den Spielsteinen auf deinem Herzen.

Er ist prall gefüllt.

Du hast bisher nur sehr wenige Steine

für dein Leben verwendet.

(10 Sekunden)

Und jetzt wendest du dich

wieder dem Engel deiner Mutter zu

und du verstehst jetzt,

wie es ihm die ganzen Jahre

zumute gewesen sein muß.

 

Und du sagst zu dem Engel,

du sagst es laut:

 

"Mama. es tut mir leid!"

 

"Es tut mir leid,

daß ich das wunderschöne Geschenk,

das du mir gemacht hast,

nicht angenommen habe!"

 

"Du hast mir mein Leben gegeben,

und ich habe es nicht genommen!"

 

"Jetzt will ich es nehmen!"

 

Du nimmst den Beutel mit den Spielsteinen,

öffnest ihn und schaust hinein

- auf all die Möglichkeiten.

Du steckst deine Hand in den Beutel

und die warmen Spielsteine deines Lebens

klimpern leise zwischen deinen Fingern.

Und du sagst:

 

"Jetzt spiele ich mit!"

 

"Auch dir zu ehren, Mama!"

 

"Dein letzter Stein soll

sich gelohnt haben!"

 

Und du schaust den Engel

noch einmal liebevoll an (10 Sekunden)

 

Teil 4

Und dann wird der Raum langsam

durchsichtig und er verblaßt.

Und auch der Engel deiner Mutter

wird ganz durchscheinend

und lächelnd verschwindet er.

Und in dir meldet sich wieder dein Atem.

Langsam merkst du,

wie er dich wieder trägt.

Wie er dein Leben zu dir zurückbringt.

Wie er deinen Körper wieder

zu dir zurückbringt.

Wie er Wachheit und Bewußtheit

in deine Glieder zurückträgt.

Wie in deinem Atem der Wunsch entsteht,

deinen Leib wieder zu bewegen.

Und das tust du jetzt - vorsichtig und langsam. (10 Sekunden)

Und nach weiteren fünf tiefen Atemzügen,

wirst du jetzt wieder ganz WACH!

 


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